Was bedeutet Nachhaltigkeit und Minimalismus für mich?

Nicht mehr Auto fahren? Kein Fleisch essen? Kleidung tragen bis sie zerfällt?

Ich beschäftige mich jetzt seit mehreren Jahren intensiv mit diesem Thema und ich sagen (1) man lernt nie aus (2) Nachhaltig zu leben bedeutet NICHT auf alles, was toll ist, verzichten zu müssen (ganz im Gegenteil).

Meine persönlichen Gedanken zum Thema „beschränken“ sich hauptsächlich auf die Bereiche Ernährung, Kleidung / Beauty und Haushaltskram. Und in allen drei Bereichen fühle ich mich super wohl mit den Dingen, die ich bis jetzt ausprobiert und gefunden habe!

Vorurteile und dumme Kommentare musste und muss ich mir, leider regelmäßig und zum Teil sogar von Freunden, anhören – da steh ich drüber und will deshalb nur noch mehr versuchen zu zeigen, dass nachhaltig und umweltbewusster zu leben Spaß macht, neue Welten eröffnet, die Dinge in Perspektive rückt und nicht anstrengend ist oder viel Aufwand bedeutet.

Warum liegt mir das Thema Nachhaltigkeit am Herzen?

  1. Ganz einfach – solange in der (globalen) Politik nichts passiert, was effektiv dazu beiträgt, die Klimakatastrophe zu lindern (also z.B. bestimmte Produkte aus dem Handel nimmt und dafür nachhaltige Alternativen gefördert werden; Großkonzerne nicht mehr in klimapolitische Entscheidungen miteinzubeziehen; etc.), kann man als Einzelperson schon eine Menge tun 🙂 Und das geht mit kleinen und feinen Veränderungen im Alltag. 
  2. Es macht unglaublich viel Spaß, neue Sachen auszuprobieren! Mir wird immer wieder klar, wie überhäuft mein Bad- oder Kleiderschrank ist und wie wenig ich davon eigentlich wirklich brauche. Das fängt z.B. bei diversen Duschprodukten an, deren Verpackungen ich dann einfach weggeschmissen habe. Seit Kurzem habe ich das gute alte Stück Seife (in etwas gepimpt und zeitgemäß) wiederentdeckt – für Körper und Haare, aus natürlichen Produkten und ohne Verpackungsmüll. 

Das Problem ist meiner Meinung nach, neben der Politik, die Bequemlichkeit der Menschen. Sobald es darum geht, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen und sich einmal ernsthaft mit dem eigenen Handeln und den Konsequenzen auseinanderzusetzen, hört es auch schon wieder auf. 

Diverse Vorurteile („Ökotante“, „Hippie“, „Sonnenblumenwedler“, … die Liste ist lang), halten glaube ich auch viele meiner Freund*innen und Familienmitglieder davon ab, sich mal nach Alternativen umzuschauen. Und das finde ich sehr schade.

Denn (1) sollte es nicht verpöhnt sein, umweltfreundlich leben zu wollen (2) man kommt selbst mal wieder auf den Boden der Tatsachen, was das eigene Konsumverhalten anbelangt, (3) sozialisierte Verhaltensweisen werden hinterfragt und (4) man könnte sogar Spaß dabei haben 😉 

Was hat das Ganze nun mit Minimalismus zu tun?

Vor ein paar Monaten las ich ein Buch „Einfach leben“ (Lina Jachmann), in dem verschiedene Menschen aus Deutschland zu ihrem persönlichen minimalistischen Lebensstil befragt wurden. Die Autorin besuchte diese Menschen in ihrem Zuhause und schaute sich an, was Minimalismus für sie bedeutet. Und hier habe ich eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Minimalismus bedeutet nicht, alles rauszuschmeißen, auf dem Boden zu schlafen und 2 T-Shirts zu besitzen. 

Es bedeutet, sich genau zu überlegen, was ich eigentlich überhaupt brauche und um mich haben möchte. Jeder kennt dieses befreiende Gefühl nach dem Ausmisten. „Endlich wieder Platz. Das tat gut!“
Am Beispiel Kleiderschrank heißt das für viele der Leute im Buch zum Beispiel Folgendes: das Prinzip des Capsule Wardrobe beruht darauf, sich von Kleidungsstücken, die einfach nicht oft getragen werden und eigentlich nur im Schrank liegen zu trennen und nur noch die eigenen Lieblingsteile zu behalten. Die kann man dann miteinander kombinieren und morgens muss man sich auch nicht mehr so lange überlegen, was man überhaupt anziehen soll 🙂 

Minimalismus bedeutet, sich bewusst Raum zu schaffen. Raum zum Atmen, zum Sein, zum Entspannen – ohne unnötigen Krimskrams. Minimalismus bedeutet, es in die eigene Hand zu nehmen, mit welchen Dingen ich mich umgeben möchte. Welche Dinge mir gut tun und welche ich vielleicht auch nur aus einem Impuls hinaus gekauft habe (kennt sicherlich auch jede*r). Irgendwie ist es auch ein kleiner Neuanfang.

 

Wo kann ich mit Nachhaltigkeit und Minimalismus anfangen?

Wie überall geht es mit einem kleinen Schritt los, der dann zum nächsten und wieder nächsten motiviert. Wenn ihr mal Lust habt, etwas in der Richtung auszuprobieren, dann gibt’s verschiedene Möglichkeiten:

KLEIDUNG

  • Second Hand shoppen: inzwischen gibt es so viele tolle second hand Läden, in denen es sich mal zu stöbern lohnt! Schau doch mal nach, welche es in deiner Stadt gibt!

  • Fair Fashion Labels auschecken: Seit ein paar Jahren legt die Fair Fashion Branche einfach total nach. Stylische, bequeme, fair und nachhaltig produzierte Klamotten gibt’s inzwischen glücklicherweise richtig viele!

  • Ausmisten: Schau mal nach (und zwar radikal und ehrlich) welche deiner Klamotten du noch brauchst. Den Rest kannst du spenden oder online z.B. bei Vinted verkaufen.

    • Kriterien hierbei könnten sein:
      – im letzten Jahr gar nicht / sehr selten getragen (dann kann’s ja gar nicht soo ein tolles Teil sein, mal ehrlich)

    • „Oh, stimmt, das gibt’s ja auch noch!“ Wenn ihr ein Teil nicht vermisst habt, stört es auch nicht, wenn’s weg ist.
    • Was sind meine Lieblingsteile? Die können auf jeden Fall bleiben. Alles, was so „ja, ganz nett“ ist, kommt weg.
    • vinted: hab ich wieder neu entdeckt, bin super zufrieden (für alle, die sagen „Ich will doch nix Gebrauchtes tragen“: 1. Du kannst auch neue und ungetragene Artikel mit erwerben. 2. Wenn „schonmal getragen“ ein Qualitätskriterium ist: warum sollte ich mir ein T-Shirt für 2€ kaufen, das wahrscheinlich mit Kinderarbeit und super umweltschädlich und mit gesundheitsschädlichen Chemikalien hergestellt wird, nach drei Mal tragen Löcher hat und ich es dann wegschmeiße, wenn ich auch was Neues für günstig haben kann? Just a thought.)

ESSEN
Eine/n Probewoche/monat eine andere Ernährungsform ausprobieren.

Eine tolle Form, die eigeneren Essgewohnheiten zu durchbrechen, was Neues auszuprobieren und vielleicht zu merken, was man gar nicht so sehr vermisst. Meine erste Variante war: eine Woche vegan. Das war gar nicht so leicht, ich kannte nämlich kaum Ersatzprodukte oder leckere vegane Rezepte. Als die Woche vorbei war, war ich erstmal froh (endlich wieder Kääääääse). Ein halbes Jahr später hat’s mich und uns dann doch nochmal gepackt. Aber dieses Mal wollten wir es wissen: einen Monat komplett vegan.

Fazit? War mega gut! Bei mir waren’s zum Beispiel Milchprodukte, die mich „aufblähen“. Ich habe mich viel abwechslungsreicher ernährt, weil ich mir logischerweise erstmal überlegen musste, was ich überhaupt essen „darf“. Das hat bei mir einen Prozess ausgelöst, mich nochmal viel bewusster mit meinem Essen zu beschäftigen und nicht einfach in den Supermarkt zu rennen und alles in den Wagen zu schmeißen, worauf ich halt grade Bock hab.

Und ich habe gemerkt: viele Sachen, die ich sowieso esse, sind vegan – da war gar keine Umstellung nötig.

MOBILITÄT

Ich lebe zut Zeit ja in Münster, der fahrradfreundlichsten Stadt, die ich kenne. Hier wird es einem schon wirklich sehr einfach gemacht das Fahrrad für alle Wege zu nehmen. Ich verstehe aber, dass das nicht überall so ist. Auf dem Land oder in fahrradunfreundlichen Städten könnte man dann vielleicht zu Alternativen übergehen: die Öffis sind (leider auch nicht überall) neben dem Umweltaspekt auch eine gute Möglichkeit mal eine Lesepause einzulegen, Musik zu hören oder einfach zu entschleunigen.
Momentan schauen wir uns nach Car-Sharing-Optionen für Ausflüge oder Großeinkäufe um. Könnte ja vielleicht auch was für dich sein. Mein Hauptargument: NIE WIEDER PARKPLATZSUCHE!!

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